- heilige Kriege
- heilige Kriege,Kriege, die wegen einer religiösen Idee, einer vermeintlich göttlichen Verpflichtung oder zur Verteidigung »heiliger« Bereiche geführt werden. Sie kommen in der Geschichte in vielerlei Formen vor; oft dienten religiöse Gründe auch als Vorwand für Gebiets- oder Wirtschaftsansprüche. In den Universalreligionen haben nur die prophetischen Religionen heilige Kriege geführt (z. B. Kreuzzüge, Religionskriege des 16./17. Jahrhunderts), nicht aber die mystischen. Im Islam gehört der heilige Krieg zu den im Koran gebotenen Pflichten (Djihad).In der griechischen Geschichte waren heilige Kriege die im wirklichen oder angeblichen Interesse des delphischen Heiligtums geführten Kriege: Der 1. Heilige Krieg (um 590 v. Chr.) erfolgte auf einen Hilferuf Delphis gegen die Phokerstadt Krisa, von der das Heiligtum abhängig war, und endete mit der Zerstörung der Phokerstadt durch die Amphiktyonie von Anthela. Im 2. Heiligen Krieg (449-446 v. Chr.) gelang Sparta die Wiederherstellung der Autonomie Delphis, die von den Phokern (seit 454/453 mit Athen verbündet) aufgehoben worden war. Der 3. Heilige Krieg (356-346 v. Chr.; = Phokischer Krieg) wurde von den Amphiktyonen gegen die Phoker geführt, die Delphi besetzt und der Tempelschätze beraubt hatten. Er wurde durch das Eingreifen des Makedonenkönigs Philipp II. entschieden, der Thessalien gewann, die beiden Stimmen der Phoker im Amphiktyonenrat erhielt und in Mittelgriechenland Fuß fasste und damit als eigentlicher Gewinner hervorging. Im 4. Heiligen Krieg (339/338 v. Chr.) wurde Philipp II. von der Amphiktyonie die Strafexpedition gegen Amphissa übertragen. Sie führte zur Zerstörung dieser Stadt und zur Entscheidungsschlacht von Chaironeia, die eine umfassende Neuordnung der griechischen Staatenwelt auslöste.
Universal-Lexikon. 2012.